Ein Tag in Verdun

Am Mittwoch, dem 13. Juni 2018 sind wir, also die 9S (jetzige 10S) um genau zu sein, nach einer langen Fahrt zwischen zehn und elf Uhr in Verdun angekommen; einem Ort, der wie kein anderer für die schrecklichen Geschehnisse des ersten Weltkrieges steht. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld konnten wir an diesem Tag einen sehr bedrückenden Eindruck davon erlangen, wie zerstörerisch und unmenschlich dieser Krieg damals gewesen sein muss.

Den ersten Halt machten wir dabei in dem zerstörten Dorf Bezonvaux, von dem fast nichts mehr erahnen ließ, dass hier mal eine kleine Ortschaft von etwa 150 Personen ihr Leben verbracht hat. Der Waldboden um das ehemalige Dorf herum war uneben und bestand aus Hügeln, eine kleine Erinnerung, wie heftig die gesamte Umgebung beschossen wurde. Kein Haus, nichts stand mehr dort, lediglich eine Gedächtniskapelle sagte uns auf den ersten Blick, hier ist einmal vor über 100 Jahren Krieg gewesen. Ähnlich erging es uns, als wir die anderen beiden Dörfer Ornes und Fleury gesehen haben. Beinahe nichts außer Ruinen waren übrig geblieben, Blumen waren als Denkmal an eine Säule gelegt worden.

Als nächstes war der Soldatenfriedhof von Verdun dran. Dieser bestand aus etwa sechzehntausend weißen Kreuzen, die ordentlich aneinander gereiht waren. Der Rasen wurde gerade frisch gemäht und die Blumen an den Gräbern sahen weder tot noch einfach hingeschmissen aus. Kurz: Um diesen Friedhof wird sich gut gekümmert. Nachdem wir den langen Weg durch die Gräber gegangen waren, prangte vor uns nun ein Gebäude, dessen Form stark an die der Kreuze des Friedhofs erinnert. Wir standen vor dem sogenannten Beinhaus. In diesem waren uns drei Richtungen offen; Geradeaus, nach rechts oder nach links. Während uns geradeaus eine kleine Kapelle erwartete, befanden sich rechts und links zwei lange, tunnelförmige Gänge, die in einem trüben Licht gehalten wurden. Das deprimierenste war wohl, dass die Wände und sogar die Decken voll von Namen der Soldaten waren, die während des 1. Weltkriegs ihr Leben ließen. Ging man um das Beinhaus herum, so fand man sich selbst starrend in ein Fenster blickend. Aus ihnen konnte man echte Knochen sehen, mir persönlich wurde ab diesem Punkt bewusst, dass das hier Ernst ist. Im Gegensatz zu Museen, die vielleicht mal stolz einen Dinosaurierknochen präsentierten, zeigte uns das Beinhaus Knochen von toten Soldaten, die vor hundert Jahren in Verdun einen elendigen Tod „durchlebten“. Das einzig gute daran war, dass die Leute, die sich heute darüber lustig machen, endlich verstummen, wenn sie das sehen.

Als nächstes ging es zur Festung von Douaumont. Zwischen dem Beinhaus und unserem nächsten Ziel lagen knapp zwei Kilometer, was (leider) ohne eine erholsame Busfahrt überstanden werden musste. Endlich angekommen und verschnauft, starteten wir unseren Rundgang durch die Festung, in der es übrigens sehr kalt und nass war. Unsere Führerin, eine nette Frau, die sich bemühte, uns alles so verständlich wie möglich auf Deutsch zu erklären, zeigte uns wo die Soldaten schliefen und unter welchen Umständen. Ebenso führte sie uns durch ihre Toiletten, zeigte uns Kanonen und li uns durch das Fallenlassen einer schweren Platte auch hören, wie es damals für die Soldaten war, wenn kleine Granaten fielen und ich muss sagen, so was Kleines ist verdammt laut. Die Führung dauerte ungefähr eine Stunde und war sehr interessant, man konnte sich etwas besser in die damaligen Soldaten von Verdun hineinversetzen.

Unseren letzten Stopp machten wir bei dem Mémorial de Verdun, einem sehr kreativ gestaltendem Museum, in dem wir uns Videos ansehen konnten, Briefe vorgelesen bekamen, die von Soldaten während des Krieges geschrieben wurden und natürlich auch Gegenstände betrachteten, wie alte Pässe, Fotos, Bekleidung, Waffen und vieles mehr. Als wir mit unserem Durchgang dort fertig waren, ging es wieder ab nach Idar-Oberstein, wo wir um 20 Uhr auch pünktlich ankamen und müde von der Fahrt nach Hause schlurften. Ein gelungener Ausflug, der uns klar gemacht hat, wie schrecklich der Krieg doch war, ein Krieg, der sich hoffentlich niemals mehr wiederholen wird.

Dasteny Heeger, 9S

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